Rede von Heinz Bensberg, 2. Vorsitzender der Kölner NaturFreunde anlässlich der Nazikundgebung am 16. Oktober 2004:

 

Liebe Bürgerinnen und Bürger von Kalk,
liebe Freunde

Länger als ein halbes Jahrhundert ist es her als braune Trupps durch die Strassen dieses Stadtteils marschierten und ihre menschenverachtenden Parolen verbreiteten um sie schließlich in die Praxis umzusetzen.

Eine Praxis die dazu führte,

- dass in Europa viele Millionen im Krieg getötet wurden
- dass 6 Millionen Menschen aufgrund ihrer jüdischen
  Herkunft in Todesfabriken ermordet wurden
- dass Unzählige wegen ihrer religiösen Auffassungen,
  ihrer politischen Ideen eingekerkert oder vernichtet
  wurden.

Das Gedenken an diese Opfer von Faschismus und Krieg lässt uns auch heute hier in Kalk aufstehen und denen entgegentreten, die versuchen ihr Gemisch von Rassismus, Antisemitismus, Hass und Gewalt zu propagieren.

Ich selber habe die braune Zeit erlebt. Mein Vater wurde mehrmals von den Nazis tagelang verhört. Durch seine berufliche Qualifikation ist er immer wieder freigekommen.

Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen!

Ich freue mich, dass eine solche Vielzahl von Menschen diesem Gruselkabinett entgegentreten. Leider gibt es noch zu viele die glauben, das man diesen Spuk ignorieren solle.

Diesen Menschen sei gesagt:
Ihr handelt fahrlässig und missachtet unsere historische Verantwortung!

Besonders gilt diese Ermahnung den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung. In den letzten Jahren wurden immer wieder Mittel gekürzt die absolut dringend notwendig sind, um Aufklärung und Erziehung zu Toleranz, Meinungsvielfalt und gewaltfreien Konfliktlösungen zu ermöglichen.

Erst wenn Häuser brennen, Menschen um ihr Leben fürchten oder rechtsradikale und nazistische Parteien in die Parlamente einziehen wird man in Berlin , Düsseldorf oder auch im Rathaus unserer Stadt nervös. Deshalb ergeht von hier der dringende Appell:

Stopp mit den Kürzungen in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen.

Das ist ein wesentlicher und zentraler Baustein im Kampf gegen Rassismus und Faschismus!

Wir als NaturFreunde haben uns frühzeitig für ein Verbot der Nazikundgebung ausgesprochen.

Wir scheuen uns nicht vor der argumentativen Auseinandersetzung mit der Naziideologie.

Aber:

Eine Ideologie die Minderheiten Würde und Rechte abspricht, und zudem Gewalt zum Mittel der Durchsetzung ihrer Politik macht ist kein Konkurrent im demokratischen Meinungsstreit.

Solcher Hetze muss mit allen demokratischen Mitteln begegnet werden.
Lasst uns entschieden dafür streiten, dass in dieser Gegend für Nazis und ihre Ideen kein Platz ist.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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